Familienunternehmen gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Doch was macht sie so besonders? Laut der aktuellen Studie „Deutschlands beliebteste Familienunternehmen 2024“, durchgeführt vom Marktforschungsinstitut Innofact, stehen Vertrauen, Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt ihrer Attraktivität. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Unternehmen wie Ritter Sport, Emons und Gemü stehen für wirtschaftlichen Erfolg und langfristige Kundenbindung. Doch was können andere Unternehmen – insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten – von diesen Vorbildern lernen?
Einleitung: Vertrauen als Grundpfeiler des Erfolgs
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Tradition und Nachhaltigkeit nicht nur Markenzeichen, sondern Erfolgsfaktoren sind. Ritter Sport, Emons und Gemü, die Spitzenreiter der Liste, demonstrieren, wie Familienunternehmen erfolgreich Tradition mit Innovation verknüpfen können. Dies ist gerade in einem wirtschaftlichen Umfeld, das von Polykrisen und strukturellem Wandel geprägt ist, von enormer Bedeutung. Vertrauen wird hierbei zum zentralen Wert, der nicht nur Kunden, sondern auch Mitarbeiter und Partner anzieht.
Was Familienunternehmen so erfolgreich macht
Die Studie zeigt, dass Kunden nicht nur Produkte, sondern auch Werte kaufen. Kriterien wie Qualität, Innovationsfähigkeit und Nachhaltigkeit sind für die Befragten entscheidend. Doch wie schaffen es Familienunternehmen, sich in diesen Bereichen zu behaupten?
1. Tradition als Vertrauensanker
Ritter Sport, gegründet 1912, und die Kölner Spedition Emons, die bald ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, zeigen, wie stark die Verbindung zu einer langen Firmengeschichte sein kann. Tradition schafft Vertrauen, weil sie Beständigkeit signalisiert. Gerade in unsicheren Zeiten suchen Kunden nach Stabilität. Ein Beispiel aus der Praxis: Die Landmetzgerei Sutter, die ebenfalls in den Top Ten des Rankings auftaucht, verbindet handwerkliche Qualität mit moderner Technologie, um ihre Produkte nachhaltig und regional zu produzieren. Diese Verbindung von Altbewährtem mit modernem Anspruch spricht eine breite Zielgruppe an.
2. Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor
Nachhaltigkeit ist nicht länger ein Nice-to-have, sondern ein zentraler Faktor für die Kundenzufriedenheit. Unternehmen wie Nord-Schrott, ein Entsorgungs- und Recyclingunternehmen aus Flensburg, zeigen, dass ökologisches Engagement sowohl ökonomisch als auch imagefördernd ist. Familienunternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur predigen, sondern leben, sichern sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil.
3. Innovation und Agilität
Der Maschinenbauer Gemü demonstriert, wie wichtig Innovationsfähigkeit ist. Mit seinen weltweit führenden Ventil-, Prozess- und Regelungstechnologien für sterile Prozesse hat das Unternehmen eine Nische gefunden, in der es als Weltmarktführer agiert. Die Fähigkeit, neue Technologien zu adaptieren und gleichzeitig auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren, unterscheidet erfolgreiche Familienunternehmen von weniger agilen Konkurrenten.
Impulse für Familienunternehmen: Lernen von den Besten
Die erfolgreichen Beispiele aus der Innofact-Studie bieten zahlreiche Lektionen für andere Familienunternehmen. Doch wie können diese Erkenntnisse praktisch umgesetzt werden?
1. Authentische Wertekommunikation
Familienunternehmen sollten ihre Werte klar kommunizieren. Kunden wollen wissen, wofür eine Marke steht. Ritter Sport macht dies beispielhaft, indem es auf nachhaltigen Kakaoanbau setzt und dies konsequent in der Kommunikation hervorhebt. Authentizität ist hierbei der Schlüssel: Kunden erkennen schnell, ob Nachhaltigkeit ernst gemeint oder nur ein Marketing-Trick ist.
2. Innovationskultur etablieren
Eine Innovationskultur zu schaffen, bedeutet nicht nur, neue Technologien einzuführen, sondern auch eine Unternehmenskultur zu fördern, die Kreativität und Wandel unterstützt. Hierbei können Start-up-Kooperationen eine wichtige Rolle spielen, wie bereits im KW49-Podcast diskutiert wurde. Familienunternehmen sollten gezielt nach Partnern suchen, die frische Ideen und Agilität mitbringen.
3. Nachhaltigkeit in die DNA integrieren
Nachhaltigkeit sollte kein Add-on sein, sondern Teil der Unternehmensstrategie. Nord-Schrott zeigt, wie ökologisches Engagement in einem scheinbar traditionellen Sektor zum zentralen Erfolgsfaktor werden kann. Ob durch nachhaltige Lieferketten, energieeffiziente Produktion oder regionale Wertschöpfung – Familienunternehmen müssen ihren ökologischen Fußabdruck minimieren, um zukunftsfähig zu bleiben.
Der Blick über den Tellerrand: Was wir von internationalen Familienunternehmen lernen können
Die Erfolge deutscher Familienunternehmen sind beeindruckend, doch der Blick ins Ausland zeigt zusätzliche Möglichkeiten. In den USA beispielsweise hat der Schokoladenhersteller Hershey gezeigt, wie sich Tradition und Innovation verbinden lassen. Durch den Ausbau von digitalen Vertriebskanälen und die Einführung neuer, nachhaltiger Verpackungsmaterialien konnte Hershey nicht nur seinen Marktanteil ausbauen, sondern auch jüngere Zielgruppen ansprechen.
Ähnliches gilt für das italienische Familienunternehmen Ferrero, das mit Marken wie Nutella und Kinder weltweite Erfolge feiert. Ferrero hat frühzeitig in Digitalisierung und Nachhaltigkeit investiert und so nicht nur seine Marktposition gestärkt, sondern auch das Vertrauen seiner Kunden vertieft.
Praktische Tipps für Familienunternehmen
Aus den Erfolgen und Herausforderungen anderer Unternehmen lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten:
- Regelmäßige Kundenbefragungen durchführen: Wie die Innofact-Studie zeigt, sind Kundenmeinungen ein wertvoller Indikator für den Erfolg. Familienunternehmen sollten regelmäßig Feedback einholen, um ihre Strategien anzupassen.
- Langfristige Partnerschaften aufbauen: Kooperationen mit Start-ups oder anderen Unternehmen können helfen, Innovationen schneller zu integrieren.
- Mitarbeiter einbinden: Die besten Ideen kommen oft von denjenigen, die das Unternehmen am besten kennen – den Mitarbeitenden. Eine offene Unternehmenskultur fördert Kreativität und Engagement.
- Digitalisierung vorantreiben: Ob durch Online-Shops, digitale Kundenerlebnisse oder effiziente Produktionsprozesse – Digitalisierung ist ein zentraler Baustein für zukünftigen Erfolg.
Fazit: Der Mittelstand als Innovationsmotor
Die Innofact-Studie zeigt eindrucksvoll, dass Familienunternehmen nicht nur Stabilität bieten, sondern auch Treiber von Innovation und Nachhaltigkeit sind. Ritter Sport, Emons und Gemü sind nur einige Beispiele für Unternehmen, die Tradition und Fortschritt erfolgreich verbinden.
Für den Mittelstand bedeutet dies: Jetzt ist die Zeit, um in die Zukunft zu investieren. Ob durch den Aufbau nachhaltiger Strukturen, die Förderung von Innovationen oder die gezielte Kommunikation von Werten – Familienunternehmen haben die Chance, nicht nur wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Die Frage ist nicht, ob Veränderung notwendig ist, sondern wie diese gestaltet wird. Familienunternehmen, die bereit sind, mutige Entscheidungen zu treffen und ihre Stärken auszubauen, werden auch in Zukunft zu den beliebtesten und erfolgreichsten Unternehmen gehören.