Das Verhältnis des Unternehmers zu seinem Unternehmen ist ähnlich wie das von Eltern zu ihrem Baby. Nicht selten hat der Unternehmer hier ebenfalls schlaflose Nächte damit verbracht es aufzubauen. Seine gesammelte Energie ist über die vergangene Zeit dort hineingeflossen und somit fühlt er sich entsprechend verbunden. An dieser Stelle den Absprung zu schaffen und das „Baby“ jemand anderem zu überlassen ist eine große Herausforderung. Dieser sollte der Unternehmer nicht unvorbereitet gegenüberstehen.
Das Unternehmen entwickelt sich und wird erwachsen
Mit jedem weiteren Geschäftsjahr stellt das Unternehmen unter Beweis, dass es einen Wert hat und seinen Kunden einen Mehrwert stiftet. Es gilt hier bei der Vorbereitung auf die Unternehmensnachfolge darauf zu achten, dass der Unternehmer zunehmen Abstand gewinnt. Während der geographische Abstand vergleichsweise einfach funktioniert, ist es vor allem der emotionale Abstand das „Baby“ in fremde Hände zu geben. Ähnlich wie bei einem Elternpaar möchte der Unternehmer sein Kind in guten Händen wissen.
Mit der Pubertät und spätestens dem Studium oder der Ausbildung nehmen die eigenen Kinder Abschied von zu Hause. Auch dort ist es ein Prozess für die Eltern, der sich entsprechend entwickeln muss. Ein plötzlicher und abrupter Abschied hinterlässt nicht selten psychische Folgen, die es aufzuarbeiten gilt.
Der Unternehmer muss frühzeitig lernen seine Bedeutung für das Unternehmen weiterzugeben und sich selbst für das Unternehmen weniger wichtig zu nehmen. Andernfalls gelingt der Abschied nicht und er hängt dem Unternehmen ewig nach, was für den Nachfolger sehr belastend sein kann. Oder aber er hat persönlich den Verlust aufzuarbeiten, was in einer solchen Situation alles andere als einfach ist.
Bereiten Sie sich auf die Unternehmensnachfolge vor
Damit ist vor allem der Tag „danach“ gemeint, wenn der Unternehmer erstmals NICHT ins Büro fährt und NICHT die Mitarbeiter begrüßt. Vielfach wird hier ein Gefühl der Leere beschrieben, da der eigentliche Sinn des Arbeitslebens abgegeben wurde.
Grundsätzlich ist es eine riesige Herausforderung sich diesem Moment zu widmen und sich darauf vorzubereiten. Doch auch hier ist die Planung dasjenige Mittel der Wahl, welches am besten darauf vorbereiten kann. Mit dem Entschluss eine Unternehmensnachfolge zu organisieren, sollte der Unternehmer gleichermaßen Kapazitäten für diesen Prozess schaffen. So können erste Aufgaben als Projekt oder auch dauerhaft an Mitarbeiter übergeben werden.
Diese Abgabe von Verantwortung führt dazu, dass der Unternehmer einen ersten Teil seiner Bedeutung weitergibt. Was im ersten Moment vielleicht komisch klingt, ist jedoch im zweiten der richtige Schritt in die richtige Richtung. Der Tag, an dem der Unternehmer als Verkäufer aus dem Unternehmen geht, wird kommen. Insofern sollte es in seinem Interesse sein bis zu diesem Tag alle Mitarbeiter im Unternehmen so befähigt zu haben, dass das Unternehmen auch ohne ihn weiterläuft.
Erste Schritte in die „Unternehmens-Freiheit“
Das Unternehmen hat in der Vergangenheit sehr wahrscheinlich große Kapazitäten des Tages beansprucht. Diese gilt es fortan anderweitig zu füllen, damit am Tag X kein dunkles, großes Loch vorzufinden ist. Hier sollte sich der Unternehmer frühzeitig eine oder mehrere Beschäftigungen suchen, denen er dann nachgehen kann.
Diese können über Unternehmer-Stammtische weiterhin im beruflichen und beratenden Umfeld sein. Gleichermaßen können es aber auch Großprojekte aus der Freizeit sein wie beispielsweise die Veränderung des eigenen Hauses. Ebenfalls gilt dazu die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten beispielsweise im Golf-Sport oder jeder anderen Sportart. Auch der Bau einer Modelleisenbahn kann ein Projekt sein, dass zwar heute belächelt werden mag, dennoch aber zukünftig durchaus die Passion werden kann.
Was es am Ende wird, spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist es, dass bereits ab dem ersten Tag der Planung für die Unternehmensnachfolge auch hier eine „Probe“ eingeführt und installiert wird. So sollte der Unternehmer nicht erst dann dem Golf-Club beitreten, wenn er aus dem Unternehmen raus. Schon zu aktiven Unternehmer-Zeiten sollte er seinen Zeiteinsatz dort zusehends steigern und somit eine Option für sich selbst bilden.
Reisen, Kunst oder Ehrenamt – Die Welt steht jedem offen
Auch wenn das Golf spielen vermutlich als der Unternehmer-Sport schlechthin in der Gesellschaft betrachtet wird, gibt es daneben viele weitere Optionen. Hierbei sollte der Unternehmer vor allem in sich selbst hinein hören. Nur er weiß am besten, was ihm in der Zukunft als Arbeitsersatz gefallen und Spaß machen könnte. Auch hier spielt die frühzeitige Planung wieder eine wichtige Rolle, da der Unternehmer mit ausreichend Zeit auch viele verschiedene Dinge ausprobieren kann.
Beginnen könnte er zum Test mit einem verlängerten Urlaub oder einer geplanten Auszeit. So wäre der erste Schritt getan, um die Aufgaben zu übertragen und die Verantwortung zu verteilen. Wichtig ist dabei natürlich, dass sich der Unternehmer diese Zeit dann auch nimmt und Abstand vom Unternehmen nimmt. Auf diese Weise können sich beide Seiten an die neue Übergangssituation gewöhnen. Verbesserungen können für die Zukunft im Anschluss besprochen und umgesetzt werden, sodass ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Die frühzeitige Planung der Unternehmensnachfolge inkludiert auch immer entsprechende Übungsszenarien für das Unternehmen und den Unternehmer. Für sich ganz persönlich muss der Unternehmer gleichermaßen einen Plan schmieden, wie er nach dem Austritt aus dem Unternehmen seine Zeit füllen möchte. Um sich hier beidseitig bestmöglich darauf vorzubereiten, bieten sich Übungszeiträume an.
Hierbei ist es besonders wichtig, dass der Unternehmer Verantwortung und Kompetenzen an Mitarbeiter abtritt und diese entsprechend befähigt, die Aufgabe erledigen zu können. Ferner gilt es diesen Zustand von kurzfristigen Veränderungen hinzu einer langfristigen und dauerhaften Entwicklung zu steuern. Auf diese Weise gibt der Unternehmer immer mehr Verantwortung ab und in sein Mitarbeiter-Team.
Erste Schritte zu freien Kapazitäten
Mit Blick auf den Verkauf ist diese Vorgehensweise auch für den Käufer äußerst attraktiv, da die Kompetenz im Unternehmen verbleibt und nicht mit dem Unternehmer ausscheidet. Zusätzlich ist das Übertragen von Verantwortung immer ein Motivator für die Mitarbeiter, die sich so an das Unternehmen länger binden lassen und folglich erhalten bleiben.
Mithilfe dieser stufenweisen Abgabe von Verantwortung kann sowohl der Unternehmer als auch das Unternehmen lernen und sich auf eine zukünftige Situation vorbereiten. Unabhängig davon, ob die Suche nach einem Nachfolger am Anfang oder am Ende steht positioniert sich das Unternehmen so zu einer autonom funktionierenden Einheit, die wertvolle Zeit für den Unternehmer bei der Suche frei schaufelt. Zudem lernt er so spielerisch den Umgang mit seiner eigenen Zeit und kann sich über einen langen Zeitraum auf die anstehende Situation bestmöglich vorbereiten.